Danny Rayel – Rise of a hero
Die Voraussetzung für meinen ersten Marathon war sehr schlecht. Neben privaten Problemen und Wohnungssuche, die erfolglos blieb, war ich natürlich mental von meinem Training ziemlich abgelenkt. Aber ich sagte mir, dass ich das für mich tue und nur weil es momentan Schwierigkeiten gibt, muss ich noch lange nicht aufhören.
Ich merkte, dass mir die Trainingseinheiten nicht sehr leicht vielen, ich fühlte mich sehr erschöpft, aber nach den Einheiten auch wieder sehr glücklich. Also……weitermachen…..nicht nachlassen. Nach harten Zeiten folgen auch wieder leichtere Zeiten.
Ich trainierte ca. 6 Wochen für den Marathon und nebenher musste ich natürlich auch arbeiten gehen. Morgens mein langer Lauf von 3 Stunden und mittags zur Arbeit ins Strandbad. Für die Kinder war das natürlich ein Traumjob, da sie dieses Jahr sehr, sehr oft mit mir im Strandbad waren.
So verging der Sommer mit Training, Wohnungssuche, Therapieterminen mit meiner kleinen Tochter und Strandbad. Bis endlich der besagte Tag des Marathons in Köln näher rückte. Wir reisten mit Andi, einem Triathlon Kollegen vom TUS Immenstaad nach Köln. Wir hatten viel zusammen trainiert und waren deswegen auch gut vorbereitet. Eine Woche vor Köln, bei einem 30 Kilometerlauf hatte ich plötzlich Schmerzen im rechten Knie. So plötzlich das ich vermutete, es sei eine Überlastung. Ich hoffte natürlich, das bis Köln wieder in den Griff zu bekommen. Anfang August verstarb überraschend mein Arzt und somit stand ich da ziemlich alleine da. Ich habe einen Freund, der Arzt ist, allerdings nicht hier in Deutschland, der mir aber hilfreiche Tipps gegeben hatte.
Wir reisten schon am Freitag an, weil meine Cousine Dörte mit ihrer Familie in der Nähe von Köln wohnt und wir uns aufgrund dieser weiten Entfernung nur sehr selten sehen. Normalerweise dauert die Fahrt vom Bodensee nach Köln 6 Stunden. Aber wir brauchten wegen Stau, Baustellen und vielen Unfällen 9 Stunden. Ziemlich fertig aber dennoch glücklich kamen wir an.
Am Samstag besuchten wir also meine Cousine und verbrachten einen wunderschönen Nachmittag mit Kaffee und Kuchen in der Sonne sitzend. Wir genossen das Wiedersehen nach so langer Zeit, das wiederum war auch ein Grund, dass ich mich bei meinen ersten Marathon für Köln entschieden hatte.
Nachdem wir in dieser Nacht so fertig waren von der Fahrt zuvor sind wir auch sehr früh ins Bett gegangen damit der Marathon ausgeruht in Angriff genommen werde konnte.
Dann war endlich der ersehnte Tag da. Meine Gedanken drehten sich immer um mein Knie, das ich immer noch spürte. Hält das Knie? kann ich die Geschwindigkeit über 42,195 Kilometer halten? komme ich in etwa an meine angepeilte Zeit von 3:30 Stunden? Allerdings war die Zeit eigentlich nicht mit lädiertem Knie gedacht. Fragen über Fragen.
Wir genossen die Stimmung beim Halbmarathon, der eine Stunde vor uns startete. Ich war eigentlich nicht nervös aber ich wollte dass es endlich losging.
Da ich keine Marathonzeit angeben konnte, weil ich noch keinen gemacht hatte, musste ich in der letzten Gruppe starten. Dort wo die Läufer mit Endzeiten so um die 4:30 Stunden, 4:45 Stunden starteten. Das wiederum führte zu erheblichen Problemen, da ich etwas schneller war.
Als wir die Startlinie überquerten standen erstmal alle, da unsere Startgruppe so groß war und die Masse sehr lange brauchte um sich in Bewegung zu setzen. Super Sache……..meine Uhr lief und ich stand. Das war klar, dass ich das nicht rausholen konnte, da meine Geschwindigkeit schon schnell genug für mich berechnet war. Na ja……kann ich nichts machen. Es ging kilometerweit im Zickzack durch langsamere Athleten. Aber ich merkte, dass es vielen anderen auch so erging wie mir. Sie waren deutlich schneller als die anderen. Eine Frau schimpfte, warum die schnelleren nicht in einer schnelleren Startgruppe starteten, aber da war ja das Problem, wir durften nicht. Zumindest habe ich jetzt bei meinem nächsten Marathon eine Zeit und kann weiter vorn starten.
Ich wollte auch nicht zu schnell werden, da ich ja eine lange Strecke vor mir hatte und keine Lust, dass mir am Ende die Luft ausging. Kraft einteilen lautete die Devise.
So trabten wir Kilometer um Kilometer voran. Ich genoss die vielen Menschen, die Stimmung, die Straßen von Köln. Die Kilometer vergingen so schnell. Bis ich bei Kilometer 25 mein rechtes Knie stärker spürte, aber es war noch in einem akzeptablen Rahmen.
Bei Kilometer 33/34 merkte ich wie ich langsam aber sicher einen Krampf im linken Bein bekam. Zum Glück war ich schon so weit gekommen. Da mir alle sagten, dass man einen Marathon nicht ohne Schmerzen durchsteht, biss ich einfach die Zähne zusammen. Die Schmerzen kamen ja nur in Schüben. Drei Kinder zu bekommen hatte da doch etwas positives, ich hatte bei den Geburten gelernt, die Schmerzen weg zu atmen. Diesen Vorteil habe ich im Gegensatz zu einem Mann.
Die letzten 4 Kilometer kamen mir unendlich vor, aber dennoch gingen sie auch vorüber. Ich genoss die vielen Menschen, die links und rechts kurz vor dem Ziel standen. Es war einfach unbeschreiblich schön. Sogar meine Kinder sah ich beim Zieleinlauf unter den unendlich vielen Menschen. Diesen Zieleinlauf werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. UNBESCHREIBLICH.
Die Endzeit bei meinem allerersten Marathon war 3 Stunden 39 Minuten und 47 Sekunden. Mein Triathlon Kollege Andi hatte 3 Stunden 39 Minuten und 46 Sekunden. Die lange Vorbereitung zu dem Marathon hatte sich sehr gelohnt.
Nun werde ich mein Knie und meinen Körper regenerieren und mich dann für die Challenge Roth im Sommer 2016 vorbereiten.