Brunuhville – Spirit of the wild
Die Vorbereitung für den Ironman Frankfurt lief nicht immer ganz rund. Ich hatte zwar keine einzige Verletzung aber der Alltag macht das Training oft sehr schwer. Mit drei Kindern hat man immer wieder so seine Sorgen. Dann muss man ja auch arbeiten usw.usw.
Aber ich denke das man wenn man so ein langfristiges Ziel hat den Trainingsplan nicht immer zu 100 % einhalten kann, speziell die langen Einheiten. Aber ich habe immer versucht Reize zu setzen damit das Trainingsziel trotzdem irgendwie erreicht wurde.
Ich war noch nie zuvor in Frankfurt und ich war absolut begeistert von der Stadt.
Ursprünglich hatte ich geplant in meinem VW Bus zu schlafen genauso wie in Roth. (sehr unbequem) aber ich wurde eingeladen von einem EX Leistungssportler bei ihm zu wohnen. Er wollte mich unterstützen (solche Menschen gibt es noch, wenn auch sehr, sehr selten). Ich hatte den besten Support an diesem Wochenende den man sich nur vorstellen konnte. Dafür werde ich immer dankbar sein. Danke Jochen.
Freitag fuhren Jochen und ich die Radstrecke mit dem Motorrad ab. Und da ich auch für mein Leben gerne Motorrad fahre war das natürlich ein doppeltes Highlight für mich. Ich war begeistert von der Strecke. Natürlich fühlten sich Anstiege anders mit dem Motorrad als mit dem Fahrrad an, aber ich bekam einen Eindruck von der Strecke und konnte mir Punkte merken. Am Ende der Radstrecke sah ich die Frankfurter Skyline, das war ein unglaublich schönes Bild. Die Stadt hat es mir angetan.
Am Samstag war dann das Bike check in und die Beutelabgabe für das Laufen. Bei so Großveranstaltungen sind die Wege einfach immer sehr lang und wieder profitierte ich von Jochen der in Frankfurt ja alles kennt. Das nahm mir unglaublich viel Stress. Wir fuhren zum Mainkanal damit ich in der T2 meine Laufschuhe mit Zubehör einsortieren konnte. Danach ging es zum Langener Waldsee wo ich mein Rad in die Wechselzone brachte. Ich schaute mir die Wechselzone genau an und warf dann noch einen Blick auf den See. Es war ein Sandstrand und nach dem Schwimmen mussten wir bergauf in die Wechselzone.
Soweit so gut, nur noch ein paar Stunden und dann wollte ich meine zweite Langdistanz finishen.
Am Sonntagmorgen musste ich sehr früh aufstehen, da unser Rolling Start ab 6:40 Uhr begann. Zudem musste ich auch noch Verpflegung an meinem Rad anbringen und die Reifen aufpumpen, da es sehr heiß war. Am Wettkampftag sollte es auch 31 Grad heiß werden. Es war wirklich so warm.
Nachdem ich die letzten Dinge erledigt hatte in der Wechselzone machte ich mich auf zum See. Kurz vor dem Start schlägt das Herz so viel schneller. Mir war bewusst was auf mich zukam, wie lange ich unterwegs sein würde, würde alles gut gehen und noch viel mehr Gedanken strömten durch meinen Kopf. Es waren so viele Athleten am Start. Der absolute Wahnsinn. Es begann der Rolling Start (immer 4 Athleten wurden alle 3 Sekunden losgeschickt, damit sich nicht alle gleichzeitig durch das Wasser kämpfen mussten). Ich versuchte von Anfang an einen Rhythmus zu finden allerdings war das nicht sehr einfach da wir immer noch zu viele Athleten waren. Speziell an den Bojen gab es jedes Mal ein Gerangel. Was soll`s, sowas hatte ich schon geübt und ich bin da jetzt nicht zart besaitet. 😉
Nach dem Schwimmen rannten oder manche liefen auch gemütlich zur Wechselzone und bereiteten uns auf das Radfahren vor. Ich sollte mir merken nächstes Mal ein Handtuch mitzunehmen, da ich immer noch Sand an meinen Füßen hatte. Aber beim Radeln war mir das egal. Spätestens beim Laufen musste jeder Sandkrümel weg sein. 😉
Nun ging es auf die Radstrecke und ich genoss das wir durch Frankfurt fuhren. Es war einfach unbeschreiblich. Da ich die Radstrecke schon zuvor abgefahren war kannte ich die einzelnen Punkte. Die Steigungen waren nicht schlimm, allerdings war das Kopfsteinpflaster am Hühnerberg das schlimmste was ich jemals erlebt hatte. Unglaublich. Mein Flaschenhalter löste sich auch etwas und ich überlegte mir einen Plan B sollte ich ihn verlieren. Dann würde ich einfach eine Flasche in mein Trikot stecken müssen, ich schätze das es ziemlich unangenehm wäre, aber es war heiß und ich brauchte die Flüssigkeit. Das tolle daran war, das ich ständig an den blöden Flaschenhalter denken musste und das kann ich jedem nur empfehlen. Somit dachte ich nicht mehr an die 180 km Rad. 😉
Bei der zweiten Runde Hühnerberg hielt ich den Flaschenhalter fest und somit fuhr ich natürlich etwas beschwerlicher den Berg hoch, aber er hielt. 😉
Auf der zweiten Runde rutschte mir das Herz vor Schreck in die Hose. Ein Motorrad mit Kampfrichter fuhr neben mir und der Kampfrichter sagte zu dem Athleten hinter mir das er die rote Karte bekommt, wegen Müll wegwerfen. Ich hatte das aber erst nicht registriert das er nicht mich meinte und ich überlegte schockiert was ich getan hatte. Das war ein richtig mieses Gefühl.
Nach dem Radfahren kamen wir wieder in die Wechselzone in der City in Frankfurt. Die Räder wurden uns abgenommen und wir wechselten in unsere Laufschuhe. Ich entfernte den immer noch vorhandenen Sand an meinen Füssen und weiter ging es auf die Laufstrecke.
Es war sehr heiß und so habe ich mich an jeder Verpflegungsstelle gekühlt und versucht viel zu trinken. Mal Wasser, mal Iso. Ich nahm Kochsalz, da man das verliert durch das Schwitzen und ich nahm Eiswürfel. Zu Beginn war das Laufen ganz okay. Ich wusste das ich jetzt noch 4 bis 4 ½ Stunden vor mir haben würde. Von Runde zu Runde wurde es immer anstrengender und irgendwann zwischen der 3. Und 4. Runde bekam mich Übelkeit und Schwindel. Das gefiel mir nicht da ich, sollte ich umkippen alles umsonst gemacht hatte. Die Marathonzeit war, mir ab diesem Moment ziemlich egal. Das Motto lautete: finishen. Also joggte ich von Verpflegung zu Verpflegung und stellte mich hin um genug zu trinken und meinen Körper zu kühlen. Es brachte mir nichts wenn ich weiterlaufen würde und meine Körper mir den Dienst quittierte. Wie ich schon immer sagte, ich höre auf meinen Körper.
Als ich endlich das 4. Band auf der Laufstrecke ergattert hatte konnte ich Richtung Römer ins Ziel laufen. Es ist unglaublich was man noch für Energien freisetzen kann, wenn man Richtung Zielkanal läuft. Die Stimmung war unbeschreiblich. So viele Zuschauer die ihre Hände entgegenstreckten, ich klatsche in alle ein. Auch der Kommentator klatschte ein. Die Stimmung war gigantisch. Und dann kam endlich der Zielbogen. Alles, aber gar jede Qual war vergessen. Ich liebe diesen Sport einfach.
Im Ziel brauchte ich erstmal etwas richtiges zu essen.
Ich war sehr froh das Jochen mich direkt im Ziel mit dem Auto abholte und direkt zum Bike check out fuhr. Keine langen Laufwege für mich. Das dauerte auch noch eine gefühlte Ewigkeit bis ich mein Fahrrad und meine ganzen Klamotten wiederhatte aber irgendwann war das auch geschafft und ich war sowas von glücklich.
Frankfurt wird für mich immer und ewig etwas Besonderes bleiben.
Vielen Dank an Jochen und alle Menschen die ich kennen lernen durfte und die mich sehr herzlich aufgenommen hatten. Und danke auch an Andi, ein Freund und Vereinskollege vom Bodensee, der immer wieder an der Laufstrecke aufgetaucht ist und der nächstes Jahr seinen ersten Ironman mit mir als Coach machen möchte. Dann werde ich an der Strecke stehen. 😉
Ich beendete mit einer Zeit von 11 Stunden und 48 Minuten und wurde 12. Von 45. In meiner Altersklasse.